|
Wer verstanden hat, dass Tiere nicht nur exisiteren, um dem Menschen zu nutzen,
sondern parallel zum Menschen eingenständige Lebewesen mit Gefühlen und eigenem Charakter sind,
dem ist wohl klar worum es hier geht.
Für uns definitiv der entscheidende Grund für diese Hilfsaktionen!
Dennoch gibt es weitere wichtige Argumente, die oftmals übersehen werden.
Doch zunächst ein paar Fakten:
• Die Wirtschaftlichkeit unserer lokalen Betriebe wurde durch Globalisierung und dem damit verbundenen Preis-Dumping soweit beeinträchtigt, dass nicht nur Subventionen nötig sind, sondern auch viele Betriebe sich das teure Equipment wie Mähdrescher, Rundballenpressen, u.s.w. nicht mehr leisten können. Dadurch rücken Lohnunternehmer und damit verbunden auch Preis- und Zeitoptimierung in den Vordergrund.
•
Die Mähwerke wurden in den letzten Jahrzenten so sehr leistungs-/zeitoptimiert, dass sie im Extremfall selbst für erwachsene Tiere eine Gefahr darstellen können.
(Zu Zeiten meiner Kindheit sah man Mähwerke mit eine Spannweite von 2-3m die mit etwa 6km/h betrieben wurden
→ heute werden Spannweiten bis zu 12m mit bis zu 30km/h gezogen.
• Rehkitze haben in den ersten Tagen/Wochen lediglich den Instinkt sich ruhig zu verhalten, wenn Gefahr droht. Den Fluchtinstinkt entwickeln sie erst später!
• Rehe kommen sehr oft als Zwillinge auf die Welt - viele Jäger sprechen von einer fast 50%-Zwillingsquote!
• Moderne Mähwerke haben oft ein Höhenlimit von wenigen Zentimetern. Es ist also nicht möglich über die Tiere hinweg zu mähen.
• Drohnen erhöhen signifikant das Auffinden von Rehkitzen und anderen Tieren. Hierbei gibt es keine 100% Schutzquote. Je nach Sicherungsmethodik erreicht man aber - meinen Erfahrungen nach - etwa 95% bis 99%.
• Das Sichern der Tiere ist stark vom Alter des Kitzes abhängig, sollte von einem erfahrenen Jäger beurteilt werden und ist eine Kooperation zwischen Jägern, Landwirten, Piloten und freiwilligen Helfern.
Für den Landwirt bedeutet die Rehkitzrettung eine Umstellung!
Er ist ohnehin schon sehr stark vom Wetter abhängig und soll sich nun auch noch in Kitzrettungsgruppen abstimmen, statt einfach dann zu mähen, wenn er es für richtig hält.
Hier vier wichtige Gründe, warum es dennoch sinnvoll ist:
1. Wildtierschutz
- siehe oben -
2. Ausgleichszahlungen
Einfach ausgedrückt:
Während die Wiesen dem Landwirt gehören, gehört das Wild dem Jäger, der im Schadensfall einen Ausgleich einfordern kann.
Umgekehrt verlangt der Landwirt einen Ausgleich, wenn z. Bsp. Wildschweine die Maisernte vernichten.
3. Futterqualität und Bestandsschutz
Wird ein Tier bei der Heuernte vom Mähwerk erwischt, ist das zunächst sehr oft gar nicht ersichtlich!
Das getötete Tier landet also im Heu und der Verwesungsprozess nimmt seinen Lauf.
Dieses verseuchte Futter wiederum ist hochgiftig und kann dutzende Pferde, Kühe, u.s.w. ebenfalls das Leben kosten oder schwere Krankheiten verursachen!
Sollte man noch "Glück im Unglück" haben und so einen Wildunfall bemerken, sollte der Landwirt definitiv auf einen Teil seiner Heuernte verzichten (~15m rund um die Unfallstelle)!
Jeder pflichtbewusste und vernünftig denkende Landwirt hat also definitiv ein großes Interesse an der Wildtierrettung ;-)
4. Gesetzeslage
Nur sehr selten gibt es Landwirte, die sich ihrer Verantwortung absolut nicht bewusst sind oder sein wollen, doch das Töten von Wirbeltieren ist kein Kavaliersdelikt , sondern eine Straftat!
Die letzten mir bekannten Urteile lagen bei Strafzahlungen von durchschnittlich 2500€ pro Rehkitz!
Der Jäger ... das grüne Männchen, das mit dem Jeep zum Hochsitz fährt, um Ausschau nach dem nächsten Jagdopfer zu halten ... weit gefehlt!
Ich muss zugeben: Durch die Kitzrettung hat sich mein Bild vom Jäger deutlich geändert!
Ich habe weit über 30 Jäger kennengelernt und bin mittlerweile tief beeindruckt von der Leidenschaft, mit der sie sich für das Gleichgewicht unserer Natur und unsere Tierwelt einsetzen!
Den Wildbestand stets im Blick zu haben, um z. Bsp. die Ausbreitung von Krankheiten und Seuchen zu verhindern, aber auch das Erlösen von angefahrenen oder kranken Tieren ist eine Dauerbeschäftigung!
Und ich konnte viele Argumente zum Wiederansiedeln von Wolf oder Luchs aufnehmen und vieles dabei für mich dazulernen.
Mir war z. Bsp. nicht klar, dass wir vor etwa 6 Jahren einen jährlichen Zuwachst der Wildschweinpopulation von 400-600% hatten.
Als Spitze der Nahrungskette, also ohne natürlichen Feind, wäre es nicht auszudenken, auf wie viele Wildschweine wir bei einem Sparziergang treffen würden, hätte der Jäger nicht für ein Gleichgewicht gesorgt.
Für Rehe - ein anderes Beispiel - gibt es eine festgelegte Abschussquote, um den Bestand zu wahren. Der Jäger ist verantwortlich, zumindest die kranken Tiere und die, die den kommenden Winter kläglich sterben müssten, herauszufiltern.
Der Rest der Quote fällt meist dem Mähwerk und dem Autofahrer zum Opfer!
Das Dasein als Jäger beinhaltet eine ganze Menge an Pflichten, deren Erfüllung oft die gesamte Freizeit in Anspruch nimmt.
Hier ist die organisierte Kitzrettung erst wenige Tage alt (Ende Mai 2024)
Der Milchviehbetrieb & Lohnunternehmer "Kreuzdellenhof GbR" legt nicht nur Wert auf hervorragende Tierhaltung, sondern auch auf gesundes Futter für seine Kühe.
Nachdem wir die Inhaber mit der Drohne in 2023 unterstützt und beraten hatten, haben sie beschlossen, in eine Wärmebild-Drohne zu investieren.
PropZone hat sich bereit erklärt, gemeinsam eine Kitzrettung zu organisieren.
Die Jagdgenossenschaft schloß sich an und beteilite sich an den Kosten und die meisten Jäger beteiligen sich auch aktiv während der Kitzrettungseinsätze.
In nur wenigen Tagen ist eine organisierte Rehkitzrettung mit bereits 44 Mitgliedern entstanden und schon in der ersten Einsatzwoche wurden 16 Kitze geschützt :-)
Natürlich gibt es noch Landwirte und Jäger, für die man noch etwas Überzeugungsarbeit leisten muss - aber wir sind zuversichtlich!
Hier wird die Kitzrettung bereits seit einigen Jahren sehr erfolgreich von der Jagdgenossenschaft (Marcus Wanke & Ralf Menzel) geleitet und organisiert.
Mit 48 Mitgliedern werden aktuell bereits über 900 Wiesen gesichert - in 2023 wurden so 234 Kitze gerettet.
Diese Community spezialisiert sich sehr stark auf eine saubere Organisation und Planung, wie z. Bsp. einheitliche Bezeichungen aller Wiesen und Kooperation von Landwirt, Jäger, Pilot und Läufer.
So werden alle Flugrouten schon im Vorfeld geplant und validiert, was wiederum eine vereinfachte Ausbildung der Piloten zulässt, da diese sich dann nicht mit den Tiefen der Software oder Organisation
befassen müssen. Nur in sehr wenigen Ausnahmefällen ist ein manuelles Fliegen vorort nötig.
PropZone betrieb dort 2022 Crash-Analysen, gab daraus resultierendes Flugtraining und beteiligte sich 2022/2023 als Pilot.
Seit 2024 (dem Aufbau der Kitzrettung-Brombachtal) steht PropZone in Fällen von Piloten-Engpässen zur Verfügung, sofern es sich mit der Kitzrettung-Brombachtal vereinbaren lässt.
Hier fliegt der Jäger (Stefan Söngen) selbst!
Als Unternehmer und Jäger ist seine Zeit sehr begrenzt, dennoch ist Kitzrettung für ihn ein priorisiertes Thema!
In enger Abstimmung mit den Landwirten begleitet er die Maht und sorgt für den Schutz seiner Kitze.
Mittlerweile hat er eine Kitzrettungsgruppe von etwa 8 Leuten (hauptsächlich Jäger) organisiert und fliegt seit 2019
in Ober-Kinzig 598ha ab, in denen er jährl. Ø 50 Kitze schützt.
Seit 2023 fliegt die Gruppe zusätzlich 390ha in Nieder-Kinzig ab.
Hier unterstützt PropZone in techn. Angelegenheiten.